Knapp 100 Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich am Samstag, dem 8.3.2015, im kleinen Saal der Oetkerhalle in Bielefeld ein, um die japanische Gitarrenvirtuosin zu hören. Am Ende war das Publikum einig: Das war Spitze. Stehende Ovationen für die sympathische Künstlerin.
Für das zweistündige Konzert hatte Frau Yamashita ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet. Ihr erster Teil war historisch angelegt. Erst John Dowland, einer ihrer Lieblingskomponisten, wie sie verriet, mit zwei kleinen Stücken. Dann folgten Giulio Regondi und Benjamin Briten. Die Stücke Reverie-Nocturne (Regondi) und Nocturnal (Britten) waren durch ihr Motiv verbunden. Feinfühlig entfaltete die Künstlerin ihre Vorliebe für das romantische Motiv Nacht anhand einer kurzen Erzählung von ihrem Kindheitserlebnis, als sie sich in ihrem Wohnhaus am Berghang in Nagasaki vom nächtlichen Blick in den Sternenhimmel und auf die schimmernde See gefangen nehmen ließ. Feinfühlig interpretierte sie dann diese beiden Stücke, in denen deutlich unterschiedliche Epochen zu hören waren, die aber gleichwohl das romantische Nachterlebnis eindrücklich hervorzauberten. Dies Erlebnis übertrug sich auf das Publikum, und das war ganz unbestreitbar der sensiblen Vortragsart der Gitarristin zuzuschreiben.
Im zweiten Teil wurde dann die Geschichte der Gitarrenliteratur regressiv aufgerollt. Es begann modern mit vier kleinen Stücken (Quatre pièces brèves) von Frank Martin, gefolgt von Variationen (Variazioni attravers o i secoli) von Mario Castelnuovo-Tedesco. Kann es einen schöneren Abschluss geben, als eine Komposition von Johann Sebastian Bach zu inszenieren, die Chaconne aus der Partita Nr.2. Auch in diesem zweiten Teil brillierte Kanahi Yamashita. Sie verstand es auf eine bewundernswerte Weise, eine höchst professionelle Technik, ein atemberaubendes Fingerspiel auf den Saiten mit einem so melodischen Ausdruck zu verbinden, dass die klassischen wie auch die modernen Stücke so gut hörbar in den Saal gestrahlt wurden.
Ein einmaliges Hörerlebnis, das dem Publikum so gut gefallen hat, dass es die Künstlerin erst nach zwei Zugaben entließ, mit stehendem Applaus. Die letzte Zugabe verriet, dass Kanahi neben ihrem Gitarrenstudium auch eine Ausbildung zur klassischen Sängerin erfahren hat. Sie sang ein von ihrer Mutter komponiertes Lied zur Gitarre. Das Publikum war hin und weg.