Marco Tamayo begeistert in der Oetkerhalle
Während draußen der Winter noch einmal eine Schüppe drauflegte, brannte am Samstag, dem 21. Januar 2023, Marco Tamayo im ausverkauften kleinen Saal der Oetkerhalle ein Feuerwerk an Rhythmen auf der bekannten Bühne vor dem Barockgobelin ab. Das Publikum war begeistert und verabschiedete den Künstler erst nach der dritten Zugabe.

Tamayoweb01Tamayo hatte ein vielfältiges Programm vorbereitet. Barockes von Bach (BWV 998) und klassische Gitarrenliteratur von F. Sor (zwei Etüden, Grand Solo) und A. Barrios Mangoré (Vals op 8 Nr 4, La Catedral) wechselten mit unbekannten und nagelneuen Kompositionen. Tamayo zelebrierte eigene Bearbeitungen von Tschaikowski und Grieg sowie dem kubanischen Liedermacher Bola de Nieve. Ergänzt wurden diese einmaligen Stücke um drei kleinere Kompositionen vom jungen Yusuke Nakanishi, einem Schüler Tamayos, sowie um zwei Eigenkompositionen.. Zu Beginn des Konzerts ließ sich Tamayo vom Gobelin im Hintergrund spontan zu einer Ergänzung inspirieren. Er spielte vorweg ein Rokokostück von Francois Couperin.


Tamayo gelang es ausgezeichnet, mit dieser Vielfalt an Stilen das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Atemberaubende Läufe auf dem Saiteninstrument ließen die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur beim einleitenden schwierigen Werk von Bach staunen. Außerordentlich gefühlvoll erwiesen sich die Bearbeitungen von Tschaikowski und Grieg. Vor allem die Bearbeitung des IV. Satzes der Holberg Suite demonstrierte das Klangpotential der klassischen Gitarre eindrucksvoll und zeigte gleichzeitig das hervorragende Können des Meisters. Überhaupt zeigte sich im Verlauf immer stärker, dass die eher leisen emotionalen Passagen die aufmerksam Zuhörenden anrührten. Tamayo gelang es, die gefühlvollen Töne unnachahmlich in Szene zu setzen. Diese begeisterten das Publikum ebenso wie die faszinierende Fingerfertigkeit des Musikprofessors aus Berlin. Als der Künstler anlässlich der Zugabe das Publikum fragte, ob es lieber ein schnelles oder langsames Stück hören möchte, kam die einhellige Antwort: Beides!


Der Abend erwies sich als einmaliges Hörerlebnis. Es wurden Kompositionen zu Gehör gebracht, die absolut neu waren. Und sie wurden mit einer Spieltechnik und einem Einfühlungsvermögen gefeiert, wie man es nur selten in Bielefeld erleben kann.